Unsere Autorin Candice ist eine leidenschaftliche Köchin. In diesem Beitrag stellt sie uns „Ital“, die spirituelle und vegane Ernaehrung der Rastafari Bewegung, vor. Unbedingt solltet ihr auch ihre drei Rezepte zum selber kochen ausprobieren!
Die Rastafari Bewegung
Das Wort Rastafari (Rasta) bringt wahrscheinlich Bilder von Dreadlocks, der jamaikanischen Flagge und dem Rhythmus der Reggae-Musik hervor, aber das Essen fällt einem vielleicht nicht sofort ein. Um gesund- und geistig mit der Erde verbunden zu bleiben, ernähren sich Rastas auf natürliche Weise, ohne Zusatzstoffe, Chemikalien oder Fleisch.
Rastafari-Anhänger glauben an Jah (Gott) und ernähren sich auf eine bestimmte Art, die als „Ital“ bezeichnet wird. Diese basiert auf frischen, biologischen und lokalen Produkten. Verarbeitete Lebensmittel, sowie alle anderen Produkte von denen die Rastafaris glauben, dass sie durch Konservierungsmittel oder andere Zusatzstoffe „kontaminiert“ sind, sind strikt verboten. Die vegetarische Diät dient hauptsächlich dazu, Gesundheit und Energie zu verbessern. Ital ist sowohl spirituell als auch gesund und ist eine großartige Möglichkeit, sich einen energetischen und geistigen Schub zu geben.
Hier noch ein Tip um nachhaltiger zu leben:
Ital – eine vegane Ernährung
Der Name Ital leitet sich von dem englischen Wort „vital“ ab. Das Wort beginnt mit „I“ (Ich), was für die Rastas ein Ausdruck der Einheit mit allen Dingen und somit von besonderer Bedeutung ist (Ich und Ich). Die Essenz der Ernährung ist die Vitalität, die Energie und die Lebenskraft. Rastafari haben die Philosophie, dass, um der Natur nahe zu bleiben, alle Formen tierischen und pflanzlichen Lebens respektiert werden müssen, weshalb sich die überwiegende Mehrheit der Anhänger vegetarisch ernährt. Obwohl sie kein Fleisch essen, gestatten sich einige Fisch. Im Extremfall verbietet die Ital-Ernährung sogar alles, was an einer Rebe wächst. Im strengsten Sinne ist die Ital-Ernährung eine vegane Bio-Diät, die verarbeitete Lebensmittel, Alkohol, Soda, Koffein und Salz vermeidet. Du fragst dich wahrscheinlich, was noch übrig bleibt? Ausreichend! speziell Bio-Obst und -Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Gewürze und Kräuter.
Trotzdem gibt es keine universelle Interpretation, was Ital ausmacht. Die gängigsten Grundsätze sind, dass alle Lebensmittel natürlich, biologisch und aus der Erde stammen müssen. Verarbeitete Lebensmittel und Fleisch sind ausgeschlossen. Viele Rastafaris meiden den Gebrauch von Salz und verwenden für ihr Essen Kräuter und Gewürze, um Aromen und Geschmacksrichtungen hervorzurufen.
Einige Anhänger halten sich tatsächlich an die vegane Ernährung und betrachten tierische Produkte als schädlich, oder zumindest nicht streng „ital“. Kochgeschirr aus Metall und Kunststoff wird vermieden: Strenge Rastas verwenden Töpfe, Geschirr und Besteck aus Ton oder Holz, um der Natur nahe zu bleiben.
Der Weg zur Erlangung von Unabhängigkeit und Selbstversorgung
Die Rastafaris glauben nicht nur, dass Ital gut für die Seele ist, sondern es wird auch als ein Weg zur Erlangung von Unabhängigkeit und Selbstversorgung angesehen. Durch den Eigenanbau von Obst, Gemüse und Gewürzen wird die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln verringert. Sie verwenden für ihre Gerichte beispielsweise Yamswurzeln, Kochbananen, Callaloo, Chayote „Chocho“, Karotten, Kartoffeln, Okra, Gemüse, Kürbis, Hülsenfrüchte, Kokosmilch, Gewürze, Kräuter und eine Vielzahl weiterer lokaler Produkte. Heutzutage sind Rastas immer noch stolz darauf, ihre eigenen Produkte in kleinen Gärten anzubauen, um sich der Natur nahe zu fühlen.
Ital Food ist seit Jahrzehnten Teil der Rastafari-Religion, aber seine Prinzipien setzen sich auch anderswo durch. Weltweit steigen die Verkäufe von Bio-Lebensmitteln und das Interesse an vegetarischer/veganer Ernährung. Immer mehr Menschen stellen die Sicherheit industriell erzeugter Lebensmittel und chemischer Zusatzstoffe in Frage. Die Ital-Ernährung soll gesund und nahrhaft sein und die Lebensenergie fördern. In seiner reinsten Form handelt es sich um vegane Bio-Ernährung, bei der pflanzliche Kost im Vordergrund steht und tierische Produkte und verarbeitete Lebensmittel untersagt werden. Ich ermutige jeden, Ital zumindest mal zu probieren!.
Du musst kein Rasta sein, um Ital zu genießen. Jeder, der die Insel besucht oder die Möglichkeit hat es nachzukochen, sollte die Gelegenheit nutzen, dieses leckere, gesunde und natürliche Essen zu probieren, um dadurch vitaler zu leben.
Hier noch ein Tip um nachhaltiger zu leben:
Ital-Suppe
Die jamaikanische Ital-Suppe ist bei den Rastafaris aufgrund seiner natürlichen pflanzlichen Zutaten eine sehr beliebte Hauptspeise und wird regelmäßig zubereitet. Dieses Gericht ist sehr gesund und schmeckt außerordentlich! Originalrezept hier.
1 TL schwarzer Pfeffer
Zutaten
1 1/2 Tasse Kürbis
1 TL Meersalz
1 TL gemischte Kräuter
1 TL Pimentkörner
1 TL Chilli
1 Tasse getrocknete Erbsen
8-10 Tassen Wasser
1 Zwiebel
3 Knoblauchzehen
1 große Süßkartoffel
1 große Kartoffel
1 Tasse Chayote (oder ähnliches)
3 Frühlingszwiebeln (gehackt)
3 Zweige frischer Thymian
1 Tasse Basilikum / Spinat / Grünkohl
1 Tasse Tassen Callaloo
1 Karotte
500ml Kokosmilch
1 Tasse Okra
2 grüne Bananen (gehackt in großen Stücken)
2 Karotten
Mehlknödel
1 kleines Stück geriebener Ingwer
Optional: Yamswurzel, Kochbanane
Zubereitung
Zuerst 1 Tasse Erbsen in einen großen Topf geben. Gieße dann 8-10 Tassen Wasser in den Topf und koche die Erbsen 30 Minuten lang, bis sie weich sind. Füge deine Knoblauchzehen, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Thymian, geriebenen Ingwer, 1 TL schwarzen gemahlenen Pfeffer, 1 TL Piment und 1 TL Meersalz hinzu. Das ganze umrühren und zum Kochen bringen.
Nach wenigen Minuten 1 Tasse Süßkartoffeln, 1 1/2 Tasse Kürbis, 1 Tasse Chayote, 1/4 Tasse weiße Kartoffeln, 1 Tasse Okra, 1 Tasse Karotten, 2 Tassen Kokosmilch hinzufügen und gut umrühren.
Zur guter Letzt 1 Tasse Callaloo, 1 Tasse Spanisch / Basilikum / Grünkohl und 1 TL Chilli hinzufügen. Gut umrühren und 40 Minuten köcheln lassen.
Ital-Stew
Das Ital-Stew ist das populärste und für mich persönlich das leckerste Gericht der Ital-Küche. Dieses Gericht zur regulären Kücheroutine hinzuzufügen, ist einfach und schnell- ein perfekter Eintopf und herzhafter Fleischersatz.
Zutaten
1 EL Olivenöl
1 Zwiebel, gehackt
4 Knoblauchzehen, gehackt
1 TL ganze Pimentkörner (oder 1/2 TL gemahlene Pimentkörner)
4 Zweige frischer Thymian (oder 1/2 TL getrockneter Thymian)
3 Frühlingszwiebeln (ganz lassen)
2 Lorbeerblätter
2 Tassen Kokosmilch
2 Tassen Wasser
2 Tassen Kürbis in mundgerechte Stücke geschnitten
2 Tassen Zehrwurzel (oder ähnliches)
2 Tassen Kartoffeln in mundgerechte Stücke geschnitten
1 Tasse Okra, in 1/2 Stücke geschnitten (ca. 10 Okras)
1/2 gelbe Kochbanane in mundgerechte Stücke geschnitten
3 Karotten in mundgerechte Stücke geschnitten
2 Tassen Kohlblätter oder Spinat (ganze Blätter)
1 EL Zitronensaft
Meersalz und Pfeffer nach Geschmack, je ca. 1 TL
1 kleine Handvoll Koriander, gehackt
Weitere Zutaten können nach Wunsch verwendet werden, wie z.B Süßkartoffeln.
Zubereitung
In einem Suppentopf das Olivenöl bei mittlerer Hitze erwärmen und die Zwiebeln hinzufügen. Ca. 4 Minuten anbraten, bis sie weich sind. Füge den Knoblauch, die Pimentkörner und den Thymian hinzu und brate alles ca. 1 Minute lang aromatisch an.
Gib dann die Frühlingszwiebeln, Lorbeerblätter, Kokosmilch und Wasser dazu- Zum Kochen bringen, dann den Kürbis, die Wasserbrotwurzel (oder ähnliches) hinzufügen und 5 Minuten kochen lassen. Reduziere die Hitze, wenn es zum Kochen kommt – der Inhalt sollte nur köcheln. Als nächstes fügst du die Kartoffeln hinzu und kochst diese für weitere 3 Minuten. Okra, Kochbananen und Karotten einrühren und weitere 5 Minuten kochen lassen. Entferne zum Schluss die Frühlingszwiebeln, alle Lorbeerblätter und Thymianzweige. Zuletzt gibst du die Kohlblätter dazu, das Ganze ca. 5 Minuten köcheln lassen. Das Gemüse mit einer Gabel leicht durchstechen. Zu diesem Zeitpunkt sollten diese gar sein, ansonsten weitere Minuten köcheln.
Den Eintopf vom Herd nehmen, den Limettensaft hineingießen und mit Salz und Pfeffer abschmecken; sobald es den gewünschten Geschmack hat, den Koriander unterrühren und servieren.
Sweet Potato Pudding
Der „Sweet Potato Pudding“ ist ein Muss für das Sonntagsdessert der Jamaikaner. Es ist DAS Dessert! Der Kuchen wird liebevoll als „Hölle oben, Hölle unten und Halleluja in der Mitte“ beschrieben, da es traditionell eigentlich mit Holzkohle begraben, abgedeckt und gebacken wird. Dieses Rezept für den jamaikanischen Süßkartoffelpudding, ist eine Ital-Version des beliebten Desserts. Originalrezept hier.
Zutaten
800g Süßkartoffel
750ml Kokosmilch
½ TL Zimt
½ TL gemahlener Ingwer
½ TL geriebene Muskatnuss
1 ½ TL Vanilleessenz
150g brauner Zucker
200g eingeweichte Rosinen (kann in Traubensaft, Alkohol oder Saft nach Wahl eingeweicht werden)
120g Mehl (je nachdem wie fest der Kuchen werden soll, kann auch weniger Mehl verwendet werden)
140g Rote Bete oder Karotten (optional)
Zubereitung
Süßkartoffel und Kokosmilch in einem Mixer pürieren und dann die Mischung in eine Schüssel gießen. Die Rote Beete/ Karotte in Stücke würfeln und alle weiteren Zutaten in die Schüssel geben. Alles gut vermischen und in einer gut gefettete, (Gemüse Fett/pflanzliches Öl) runde Backform (ca. 25 cm) verteilen.
Das ganze wird in einem vorgeheizten Backofen bei 180 Grad für 1 ½ Stunde gebacken, dann bei 150 Grad für 25 Minuten. Den Kuchen dann sofort aus dem Ofen nehmen und mindestens 5 Stunden abkühlen lassen.
Candice
Candice lebt in Berlin und liebt das Kochen, Reisen und Lesen. Sie glaubt daran, dass die Art und Weise wie wir die Welt entdecken, einen positiven Effekt auf unseren Planeten und uns Menschen haben sollte. Sie ist davon überzeugt, dass jede Kultur mindestens einmal erlebt werden muss, um den Zusammenhalt der Menschen auf der Welt zu Stärken.
Am liebsten reist sie an die authentischsten noch versteckten Winkel der Erde, kocht und isst so vielfältig wie möglich und genießt gerne das Nachtleben mit Freunden.
Das Schreiben dieses Artikels hat für sie, auch aufgrund ihrer jamaikanischen Wurzeln, eine besondere Bedeutung.