Mindestanforderungen
CO₂-Kompensation (aka „Offset“) kann aus Klimasicht sinnvoll sein. Dazu sollten aber zumindest die folgenden Mindestbedingungen erfüllt werden:
- Es gibt keine realistische Alternative, die jetzt weniger CO₂ verursacht.
- Es ist ein technologisches Entwicklungspotential hin zu einem CO₂-freien oder CO₂-armen Produkt vorhanden.
- Bei der Umsetzung der Kompensation werden wichtige Standards eingehalten und die Mittelverwendung erfolgt transparent und vollständig im Projekt
Der erste Punkt trifft zum Thema Flugreise bedingt zu. Bus, Bahn oder Auto können eine umweltschonendere Alternative zu einer Flugreise sein. Dies sollte im Rahmen einer jeden Reiseplanung berücksichtigt werden. Bei Langstreckenflügen ist das Flugzeug jedoch sehr wahrscheinlich die einzig realistische Alternative. Dennoch kann weniger CO₂ verursacht werden, indem ein umweltfreundlicherer Flug gesucht und gebucht wird. Schon kleine Veränderungen in der Abflug- oder Ankunftszeit können zu signifikanten Einsparungen von Emission führen. GruenerFliegen ermöglicht es seinen Nutzer:innen, durch die transparente und unabhängige Anzeige der flugspezifischen CO₂-Werte, die Umweltverschmutzung zu reduzieren.
Im Flugverkehr besteht ein realistisches Entwicklungspotential hin zu einem CO₂-freien Produkt. Hierzu empfehlen wir diesen Beitrag des ZDFs zum Thema Zukunft der Luftfahrt.
GruenerFliegen beantwortet auch die Frage zum Standard der CO₂-Kompensation einfach: wir bieten ausschließlich Kompensation nach dem weltweit höchstem Standard – der Clean Development Mechanism (CDM)! Der Offset erfolgt über unseren Partner atmosfair.
Kompensation kann im Klimaschutz eine wichtige, begleitende Rolle spielen. Dieser Artikel behandelt im Folgenden die drei wichtigsten Fragen, die Du Dir zum Thema Kompensation stellen solltest: Ist die Kompensation sinnvoll? Auf welche Standards muss ich achten? Wie werden meine Mittel verwendet?
I. Ist meine Kompensation sinnvoll?
Warum Kompensation nicht reicht
Die Einhaltung des 2-Grad-Ziels erfordert eine Reduktion der globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 von mindestens 80% gegenüber 1990, bis 2100 müssten die weltweiten Emissionen auf nahezu Null heruntergefahren werden.
Würde man theoretisch versuchen, die Emissionen des Globalen Nordens ausschließlich über Kompensation zu mindern, könnten die globalen Emissionen bis 2050 bzw. bis 2100 nicht in benötigtem Umfang gesenkt werden (vgl. Abbildung). Zwar würde in diesem Szenario der Treibhausgas-Ausstoß des Globalen Südens weitestgehend gesenkt, jedoch würde der Globale Norden weiterhin Emissionen in vollem Umfang ausstoßen. Die globalen „Restemissionen“ wären demnach weitaus höher als der mit der Erreichung des 2-Grad-Ziels zu vereinbarende Treibhausgas-Ausstoß.
Oder anders ausgedrückt: alleinige Kompensation ist langfristig nicht zielführend, vielmehr müssen die Länder des Globalen Nordens selbst ihre internen Emissionen in großem Umfang verringern. Kompensation kann demnach nur „Behelfslösung“ sein.
CO₂-Reduktion vs. Kompensation
Kompensation kann daher allein nicht zielführend sein, sondern ist nur ergänzend zur notwendigen CO₂-Reduktion an der Quelle durch Innovation und Verbreitung der nötigen Technologien und Verhaltensweisen.
Reduktion vor Kompensation ist somit die Devise von GruenerFliegen. Wir bieten hierfür die kostenlose online Flugsuche. Wir verbinden transparente Anzeige von Klimaemissionen pro Flug mit Kompensation nach höchstem Standard.
Durch Vermeiden und Reduzieren werden Innovationen angeregt. Wir erhoffen uns, dass durch unsere Bemühungen zum Reduzieren und Kompensieren, die Airlines in ihrem eigenen Kernbereich für den Klimaschutz innovativer tätig werden.
Was kann überhaupt kompensiert werden?
Alle Produkte oder Dienstleistungen können in drei Kategorien eingeteilt werden. CO₂-Kompensation ist nur in der dritten Kategorie sinnvoll.
Hier die drei Klassen mit Beispielen:
- Die Unverträglichen: Hierzu gehören Produkte, die eine 2°C Welt mit 8 Milliarden Menschen nicht verträgt, wie z.B. täglicher Fleischkonsum aus Massentierhaltung. Die Kompensation von Steakhäusern etc. ist damit aus Klimaschutz nur eine künstliche Verlängerung einer Sackgasse und damit kontraproduktiv.
- Die Auslaufmodelle: Dies sind Produkte, für die es jetzt schon eine gleichwertige klimafreundliche technische Alternative gibt. Die Entwicklung und Aufbau dieser neuen Klimaschutztechnologien wird gebremst, wenn Geld der Verbraucher stattdessen in die Kompensation und damit in die Verbreitung von alten bzw. bestehenden Technologien fließt. Ein Beispiel ist die fossil basierte Stromproduktion. Diese zu kompensieren und als grünen Strom zu verkaufen, ist aus Klimasicht ein Schritt in die falsche Richtung.
- Die Wandelbaren: Dies sind Produkte, die prinzipiell noch zu CO₂-armen Produkten entwickelt werden können, für die die notwendige Technologie aber derzeit noch nicht oder nicht weit genug für den Markt entwickelt ist. Ein Beispiel sind Langstreckenflugzeuge. Für diese gibt es potentiell saubere CO₂-freie Treibstoffe (Power to Liquid), die komplett mit erneuerbaren Energien hergestellt werden können. Heute sind aber diese Technologien nicht soweit verfügbar, dass eine Airline sie kaufen könnte, deswegen kann der Kunde sie auch nicht als (teurere) Alternative wählen. Nur in dieser Kategorie ist Kompensation sinnvoll, da sie nicht die bessere Lösung ausbremst (Auslaufmodelle) oder eine Sackgasse verlängert (Die Unverträglichen).
Die Beschränkung auf die Kompensation von Produkten der Klasse III stellt sicher, dass keine im Sinne des Klimas veralteten und kontraproduktiven Technologien und Produkte aufgewertet werden und erhält somit genügend Innovationsdruck aufrecht, um den notwendigen Umbau der Energiesysteme nicht zu gefährden. Einzig für diese Produkte erscheint eine Kompensation demnach sinnvoll.
II. Standards für Klimaschutzprojekte
Zusätzlichkeit
Zusätzlichkeit bedeutet, dass das Klimaschutzprojekt ohne die zusätzliche Finanzierung durch CO₂-Zertifikate nicht realisiert worden wäre. Einfach gesagt: das Projekt existiert nur, weil es auch über CO₂-Zertifikate finanziert wird.
Ist ein Klimaschutzprojekt nicht zusätzlich, so wird mit dem Geld eines Käufers von CO₂-Zertifikaten kein Klimaschutz betrieben, denn auch ohne dieses Geld würde das Projekt laufen und CO₂ vermeiden.
Zuletzt haben mehrere Studien die Zusätzlichkeit von Projekten im Kohlenstoffmarkt in Frage gestellt. Meistens wird die Zusätzlichkeit großer Wasser- und Windkraftwerke bezweifelt (>15 MW), denn diese lassen sich heute oft schon ohne die Einnahmen aus dem Kohlenstoffmarkt wirtschaftlich rentabel betreiben.
Je höher der Anteil der Kohlenstofffinanzierung an der Gesamtfinanzierung des Projektes, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Projekt zusätzlich ist. Frage Deinen Kompensationsanbieter, welcher Teil des Projektes durch den Kohlenstoffmarkt finanziert wird. Dadurch erhältst Du einen ersten Hinweis darauf, ob Dein Geld später auch wirklichen Klimaschutz betreibt.
Umwelt
Jede eingesparte Tonne CO₂ leistet einen Beitrag zum Umweltschutz, aber nicht jede Einsparungsmaßnahme ist deswegen automatisch und hundertprozentig gut für die Umwelt! Viele CO₂-Projekte lassen wichtige Aspekte des Umweltschutzes neben dem Klimaschutz unberücksichtigt oder tragen dazu bei, eine konsequente Ablösung von „schmutzigen“ Technologien und Konzepten hinauszuzögern.
Zum Beispiel lässt sich der CO₂-Fußabdruck von Haushalten durch den flächendeckenden Einsatz von Energiesparlampen deutlich reduzieren, der Einspareffekt wurde und wird dabei aber oft erkauft durch den Einsatz von hochgiftigem Quecksilber, das bei falscher Entsorgung in die Umwelt gelangt.
Das höchste Maß an Umweltintegrität wird erreicht durch die Kombination der beiden strengsten Zertifizierungsmethoden, die derzeit zur Verfügung stehen: Der CDM-Standard gewährleistet die zuverlässigste Kontrolle über tatsächlich eingespartes CO₂, und der “Gold Standard” stellt durch zusätzliche strenge Anforderungen sicher, dass keine anderen Umweltaspekte vernachlässigt werden.
Aufsicht
Die Klimaschutzprojekte sollen unter einer unabhängigen Aufsicht durchgeführt werden.
Hierzu ist es wünschenswert, dass der Standard über ein unabhängiges Aufsichtsorgan verfügt, welches nicht vom Standard selbst berufen wird. Außerdem sollen Beschwerden gegen Projekte von jeder Person, also auch der allgemeinen Öffentlichkeit, direkt an das Aufsichtsorgan gerichtet werden können. Dieses Aufsichtsorgan soll transparente Versammlungen durchführen und u.a. einen Jahresbericht mit Analysen und Weisungen an den Standard vorlegen.
Zur Zeit ist der Clean Development Mechanism der einzige Standard, der diese Bedingungen erfüllt. Das “Executive Board” ist das Aufsichtsorgan des CDM und alle Protokolle und Bericht sind hier öffentlich einsehbar.
Kontrolle/Haftung
Jedes Jahr wird die Höhe der Emissionsreduktionen eines Klimaschutzprojektes von einer unabhängigen Prüforganisation (z.B. vom TÜV) bestätigt. Dazu reist ein/e unabhängige/r Prüfer:in in das Projektland und besucht über mehrere Tage Haushalte und Projektpartner vor Ort. Der/die Prüfer:in untersucht dabei, ob die Öfen in den Haushalten auch wirklich genutzt werden, die Solaranlagen funktionieren oder auch wirklich so viele Biogasanlagen gebaut wurden, wie (in unserem Fall von atmosfair) behauptet. Bei CDM-Projekten schickt der/die Prüfer:in den Prüfbericht im Anschluss direkt an die UN.
Ein guter Projektstandard zeichnet sich dadurch aus, dass der/die Prüfer:in für seine Angaben haftet. Nur dadurch kann eine strenge und gewissenhafte Überprüfung garantiert werden.
Doch auch der/die Prüfer:in sollte überprüft werden. Die UN akkreditiert Prüforganisationen, die CDM-Projekte besuchen und überprüfen dürfen nach strengen Kriterien. Sollten sich die Prüforganisationen nicht an die Regeln der UN halten, können sie ihre Akkreditierung und damit Prüferlaubnis verlieren.
Einen Vergleich der wichtigsten Kompensationsstandards findest Du hier.
III. Mittelverwendung
Auch die besten Standards stellen nicht sicher, können nicht sicherstellen, dass wesentliche Kriterien wie Zusätzlichkeit des Projektes erfüllt sind (siehe oben). Du kannst jedoch den Kompensationsanbieter fragen, was mit Deinem Geld im Projekt geschieht.
Frage Deinen Anbieter! Was passiert mit meinem Geld?
- Welcher Teil meines Geldes wird direkt an den Projektbetreiber überwiesen?
- Was konkret wird in dem Projekt von meinem Geld bezahlt (Mitarbeiter, Kauf von Technologie, Marketing)?
- Wird mit meinem Geld das Projekt weiter ausgebaut?
- Führt der Anbieter das Projekt mit eigenem Personal im Gastland durch?
- Hat der Anbieter Einblick in die Bücher des Projektbetreibers?
- Wie groß ist der finanzielle Anteil des Projektes, der über CO2-Zertifikate finanziert wird?
- Wo finde ich den letzten Jahresbericht (inkl. Finanzübersicht) des Anbieters?
- Wie lange unterstützt der Anbieter schon das Projekt?
- Was passiert mit dem Projekt wenn es keine finanzielle Unterstützung durch Zertifikate mehr erhält?
Wir hoffen dieser Artikel war hilfreich, um zentrale Fragen und Gedanken zum Thema CO₂-Kompensation/Offset zu beantworten. GruenerFliegen hinterfragt ständig den eigenen Anspruch und Ansatz, deshalb wollen wir solch zentrale Themen transparent aufbereiten. Solltet Ihr weitere Fragen zum Thema CO₂-Kompensation haben oder anderer Meinung sein, schreibt uns bitte an smile@gruener-fliegen.de.
(PG)